Der Riederewald, das verkannte Bijou

Zugegeben, durchs Fenster einer Zugkomposition auf der Strecke Buchsi-Bern betrachtet sieht der Wald im Nordosten von Wynigen nicht besonders einladend aus. Stotzig, rutschig und dazu noch ein paar neue Kahlschläge – da liegt schnell einmal die Qualifikation „gruusig“ auf der Zunge. Wer die OL-Tauglichkeit des Riederewalds aber einzig aufgrund seiner steil ins Önztal abfallenden Flanken beurteilt, liegt falsch! Sind erst einmal die 100 Höhenmeter Richtung Brechershäusern überwunden, hat der Wald definitiv etwas zu bieten. Offener Laub-, teilweise Mischwald, meist gute Sicht, moosige Flächen, drehende Hügel, rhythmusbrechende (Sandstein-)Gräben, einige wenige Dornenfelder…

Das wusste wohl auch schon OL-Pionier Peter Schrag, als er 1968 die erste OL-Spezialkarte im Massstab 1:20‘000 herausgab. Am 13. Wyniger OL vom 31. März 1968 jedenfalls jagte er die Elite- Herren auf einer Strecke von 12,0 km, gespickt mit 530 m Steigung und 11 Posten gleich drei Mal durchs Filetstück der Karte. Dass die Herren dazwischen zwei happige Routenwahlen über das Plateau der Breitenegg bis hinunter ins Mutzbachtäli und zurück bewältigen mussten, sei hier nur deshalb erwähnt, weil kilometerlange und laufbetonte Teilstrecken damals weder etwas Aussergewöhnliches noch etwas Anrüchiges waren…Dennoch dauerte es mehr als drei Jahrzehnte, bis der Wald wieder wettkampfmässig genutzt wurde. Nachdem die OLG Wynigen ihre Aktivität eingestellt hatte, war es die OLG Buchsi, welche den Riederewald glücklicherweise aus seinem Dornröschenschlaf aufweckte. Urs Steiner zeichnete die neue Karte „Ischberg-Riederewald“ im Massstab 1:10‘000 und schuf damit die Grundlage für ein Revival dieses Laufgebietes. Am 10. April 2005 starteten rund 650 Läuferinnen und Läufer zum 47. Buchser OL. Bahnleger Hanspeter Arm hatte dabei die ehrenvolle Aufgabe, fürs Nationalkader eine an regionalen Wettkämpfen eher selten angebotene Mitteldistanz-Bahn auszuhecken. Beim 48. Buchser OL am 24. September 2006 mit knapp 400 Teilnehmenden waren Felix Hofer und Beat Kumschick für die Bahnlegung verantwortlich. Für die längeren Bahnen wurde diesmal der Ischberg miteinbezogen. Der Riederewald bildete aber wiederum für alle Kategorien das Hauptlaufgebiet.

Abgesehen von einem Vampir-OL und einigen wenigen Trainings wurde der Riederewald in den letzten 15 Jahren kaum mehr OL-mässig genutzt. Schade, haben sich Tinu und Bärble gedacht und das wieder etwas eingeschlafene Bijou wachgeküsst (siehe Mail an alle vom 24. November 2022). Deshalb hängen jetzt noch bis zum 19. Dezember 2022 insgesamt 22 rot-weisse Bändel im Herbstwald. Ich war letzten Samstag dort. Physisch nicht ganz ohne (man hätte natürlich auch abkürzen können…), aber einfach von A bis Z eine runde Sache. Wer nicht selbst hin geht, verpasst etwas!

                                                                                                                                    Fritz